Dr. Achim Heinze


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Bayerisch-Böhmischer Radmarathon

Wettkampfberichte > 2011


Bayerisch Böhmischer Radmarathon 11.9.2011 (225 km/3500 Hm)

Nachdem mit der Überschrift die rätselhafte Abkürzung „BB“ geklärt wäre, kann ich einige Infos und Erfahrungen bei meiner ersten Teilnahme an diesem langen Mittelgebirgsradmarathon geben: Der BB war bereits in den neunziger Jahren eine feste Größe in der Rennradszene, starb dann aber einen schnellen Tod; im Jahr 2010 wurde er von Fahrrad News/Procycling und dem RC Avanti Viechtach wiederbelebt.

Verdient hat es die landschaftlich reizvolle und sehr verkehrsarme Strecke durch den Nationalpark auf jeden Fall, zu Radmarathonehren zu kommen!

Doch zurück zum Start um 7:00 Uhr morgens, an einem heißen Spätsommertag…

An die dreihundert Radsportler versammeln sich auf dem Startgelände. Nach einer kurzen neutralisierten Kopfsteinpflasterpassage durch den Ort Viechtach beginnt das Radrenn… - ähem der Radtouristikausflug mit einer mittellangen Steigung, welche in ambitioniertem Tempo genommen wird. Das Feld zieht sich schnell auseinander und eine Gruppe von zehn, bald nur noch sechs Rennradfahrern folgt dem Führungsfahrzeug.

Es geht ständig bergauf und nur kurz bergab. Gerade Passagen? Fehlanzeige!

Mir soll es recht sein. So gelangen wir bis zur Streckentrennung. Aus unserer Gruppe fährt nur der Extremsportler Bernhard Steinberger auf die 135 km-Runde, wir fünf biegen links Richtung 225km-Marathon ab. In Tschechien erwartet uns erst einmal ruppiger Asphalt, sodass man auf den Gefällestücken Angst um seine Trinkflasche hat – prompt verliert auch einer von uns einen Bidon.
Doch dieses östliche Nachbarland hat auch seine Vorteile für Radsportler: Hier darf man als Veranstalter Richtungspfeile auf die Fahrbahn sprühen und viele Straßen sind extra nur für Radfahrer geöffnet!

Ein schattiger Anstieg von ca. 350 Höhenmetern wird im selektiven Tempo genommen, alle halten noch mit. Auf der Abfahrt kommt es zum Sturz. Da ich vorausfahre, bin ich nicht betroffen – wir warten aber alle auf den in einer nassen Kurve Gestürzten. Seine linke Seite ist von oben bis unten aufgeschürft, doch der Teilnehmer mit der Nr. 16 fährt weiter und ist damit sicherlich der „kämpferischste Fahrer des Tages“!
Kurz danach strapaziert eine Irrfahrt des Vorausfahrzeugs zusätzlich unsere Radfahrernerven – aber bei mittlerweile 30° im Schatten, habe ich für eine Unkonzentriertheit des Fahrzeuglenkers volles Verständnis.
Es ist natürlich ein Privileg, einem Führungsfahrzeug folgen zu dürfen und nach der einzigen Flachpassage schicke ich mich an, mir dieses Privileg exklusiv zu sichern. Mit anderen Worten: Ich attackiere nach 125 Kilometern. Die zwei folgenden längsten Anstiege sind mein Terrain. Bereits am ersten Berg habe ich zehn Minuten Vorsprung herausgefahren. Einzig der Gegenwind ist nicht auf meiner Seite, aber da geht es ja allen gleich!

Bei noch hochsommerlicher Septembersonne° und heiß abstrahlendem Asphalt ist jede Abkühlung willkommen. Doch meine Trinkflaschen sind bald geleert. Die wirklich besondere Hochmoorlandschaft und der Blick auf den König des Bayerwaldes, den Arber, wo zeitgleich Biathlonmeisterschaften stattfinden, lenken nur kurz vom Trinkbedürfnis ab. Wenn das nur keine Krämpfe gibt…

Im Moment jedenfalls sind diese noch kein Thema. 100 Kilometer Alleinfahrt fordern aber doch ihren Tribut; die Verpflegungsstelle in Zwiesel sehne ich schon 30 km vorher dringend herbei! Kaum dort angekommen, fülle ich meine Literflasche auf – doch selbst diese reicht bei der trockenen Hitze nicht bis ins Ziel. Zu viele Anstiege – es gibt keinen flachen Kilometer, aber auch das kenne ich von meinem Trainingsrevier.

Nach etwa siebeneinhalb Stunden komme ich schließlich durstig, aber sonst in guter Verfassung im Ziel an.
In Deutschland ist es im Gegensatz zu (anderen) Alpenländern leider so, dass Radmarathons nicht den Eindruck einer Rennveranstaltung erwecken sollten. Dies bedeutet, dass es keine Ehrung für die Schnell(st)en gibt. Doch das gesamte Orga-Team ist vor Ort, um zu gratulieren.

Um fünfzehn Uhr erreicht der Zweitplatzierte das Ziel, die drei Dritten folgen fast eine Stunde nach meinem Zieleinlauf - die Gesamtlänge und das durchgehend selektive Zick-Zack-Profil der Strecke haben gegen Rennende eine ähnliche Wirkung wie das Timmelsjoch beim Ötztaler Radmarathon.

Als ich nach zwei Stunden mit dem Pkw, geduscht und gestärkt, den Start- und Zielort Viechtach verlasse, kommen mir noch viele Teilnehmer der Marathonstrecke entgegen.

Fazit: Der bisher verkehrsärmste und sicherste aller Radmarathons, entspannte Atmosphäre, aber auch eine Strecke, die man keineswegs unterschätzen sollte! Der Forderung „Legalize it!“ als offizielle Radrennveranstaltung kann ich mich nur mit Nachdruck anschließen!

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