Dr. Achim Heinze


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Alpenbrevet Schweiz 11.8.2007

Wettkampfberichte > 2007

Alpenbrevet Schweiz 266 Kilometer / 6618 Höhenmeter 11.8.2007


Aufmerksam bzw. angelockt wurde ich zu diesem Radmarathon, als in TOUR in einem Leserbrief stand, dass nicht der Ötztaler, sondern das Schweizer Alpenbrevet der schwerste Radmarathon sei. Kurz entschlossen setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Andermatt. Dort erwartete die Teilnehmer ein bedeckter Himmel, 9° und ein eisiger Wind. Überall Radfahrer (die letzten Trainingskilometer ?), und angespannte Gesichter. So auch bei mir, kaum dass ich erfahren hatte, dass es keine Zimmer mehr gibt. Mit letztem Charme und Schilderung meiner Notsituation ergatterte ich noch eine Dachbodenkammer. Mit Blick auf den Kamin des völlig geruchsneutralen "Holzkohlegrill-Restaurants".

Gegen halb 7 drängten sich am nächsten Tag ca. 500 Starter (sehr viele Classic-Fahrer, die es probieren bzw. für die Classicstrecke eine halbe Stunde mehr Zeit wollten) - warm wurde es trotzdem nicht; es ging erstmal gut 500 Höhenmeter bergab. Nach 12 km dann der erste Aufstieg zum Sustenpass. Um die Lage zu checken fuhr ich schnell nach vorne bis ich das Motorrad erblickte. Drei voraus, danach eine Fünfergruppe. Nichts wie hin. Der Abstand nach hinten war schnell vergrößert. Wir fuhren ein angenehmes Tempo bis ein weiterer Fahrer von hinten aufschloss. Leider fuhren 3 von unserer nunmehr auf 6 Fahrer angewachsenen Gruppe mit ihm mit, was weder uns noch ihnen half.

Da meine beiden verbliebenen Mitstreiter oben kurz anhielten, fuhr ich allein ab. War auch besser, denn auf Windschatten und Wasserstrahl hatte ich keine Lust. Bereits von meinem Hinterrad kam genügend Nässe hoch! Eiskalt!!! Die Fahrt war so einsam, dass ich befürchtete, eine Abzweigung übersehen zu haben. Besonders als "Meiringen 12km" zu lesen war, sah ich mich schon auf der Scheidegg. Kurz vor dem zweiten Pass fuhren wir wieder zu dritt. Gutes Tempo. Ideal. Leider war mein Trinkvorrat schon 700 Höhenmeter unter dem Gipfel aufgebraucht. Oben stärkten wir uns mit Sponser- "Zahnpastatuben". Den ersten Fahrer aus der "Fluchtgruppe" konnten wir dabei gleich einsammeln bzw. überholen, da er keine Anstalten machte, weiter zu fahren. In Gletsch fuhren wir vorsichtig über die Bahngleise, weil einer meiner beiden Mitfahrer sich dort vor 2 Jahren das Schlüsselbein gebrochen hatte.

Kurz über die Zeitnehmungsmatte und schon ging es steil bergauf. Auf der Rampe gelang es mir kaum, die Regenjacke während der Fahrt auszuziehen. Noch schwieriger war es, diese im Trikot zu verstauen. Beim einseitigen Treten an diesem Steilstück während der zahlreichen Einsteckversuche, bekam ich dann einen Krampf, der vom linken Arm bis zum linken Fuß reichte und mich auf der weiteren Auffahrt behinderte. Hier musste ich auch drei Fahrer vorbei lassen. Trotzdem waren die Kuhherde auf der Straße und die Pferde ein schöner Anblick!

In Airolo trennten sich die Wege. Wer bis 13.30 nicht durch war, musste auf die um 100 km und 1650 Höhenmeter "einfachere" Classic-Strecke. War natürlich kein Thema. Eine andere Thematik - um nicht zu schreiben Problematik - war die Irrfahrt, welche mich dieses Jahr bei fast jedem Rennen zu begleiten scheint: Der vor mir fahrende Rennradfahrer biegt links Richtung blauem Pfeil ab. Ich bin mir nicht sicher, aber er ist bereits letztes Jahr gefahren. Ich denke noch "nachdem die Trennung erfolgt ist, nehmen sie eben jetzt die blauen Schilder. Erst als rechts unter uns 3 Fahrer vorbeischießen, erkennen wir unseren Irrtum. Trotz hohem Tempo kommen wir meist in Sichtweite nicht ganz ran. Der Verkehr ließ kein kompromissloses Fahren zu.

Ein Wort noch zu den Autofahrern, vornehmlich den Porsche-Proleten: Nachdem ich zweimal wiederholt deren Gefährlichkeit erleben durfte und auch bei anderen Rennberichten (u.a. Thomas Stindl/RATA 07) Ähnliches auftaucht, erlaube ich mir sehr wohl diese Bezeichnung! Wer bei Gegenverkehr Radfahrer bergab mit 10 cm Seitenabstand überholt, ist sogar zum Autofahren noch zu dumm! Dumm gelaufen war auch meine (einzige) Pinkelpause an der vorletzten Labe nach Biasca. Es dauerte 6 schnelle und schwierige Kilometer bis ich wieder an der Gruppe dran war. Und schon gings in der Nachmittagshitze der Italienischen Schweiz in in langer Hose wieder mal bergauf...

.. bergauf ist kein Ausdruck! Von 300 Metern Meereshöhe auf 2000, den Lukmanierpass, welchen jeder Teilnehmer anders ausspricht. (Von "Lukkmaniiierr" bis "Lackmeinia" alles dabei). An den beiden Italienern konnte ich nicht dranbleiben. Schade, denn einer der beiden kam von dort, er hätte das Sprachrätsel wohl aufgeklärt. Zusammen mit einem deutschen (frankophonen) Teilnehmer fuhr ich hinauf ("Lükmöniöö"). Der Downhill nach Disentis war etwas holprig. In diesem Ort durften wir dann noch einer Hochzeitsgesellschaft beiwohnen...

...hier heiratete wohl Baufirmatochter Baufirmasohn. Jedenfalls war deren gesamter Fuhrpark im Aufmarsch. Und jeder hatte eine laute Hupe, die sehr wohlklingend funktionierte. Gut, dass ich auch bei 25° noch mit Stirnband fuhr. Der Oberalppass war nur noch Formsache, allein die Abstände zwischen den (meist einzelnen) Fahrern wuchsen noch an. Meine drei Depots, welche ich bei der Anfahrt mit dem Auto angelegt hatte, blieben aus Tempogründen unberücksichtigt (>>>siehe Fotos nebenan). Als Gesamtachter war ich nach 11.05 im Ziel.

Fazit: Man fährt oft allein, die Pässe sind lang, die Landschaft hochalpin

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